Bericht aus dem Blockupy-Kessel

Nach einem Tag (31.5.13) friedlicher Aktionen des zivilen Ungehorsams und wenigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, freuten wir uns alle auf eine angemeldete, friedliche Großdemonstration. Es hatten sich viele Menschen Gedanken gemacht und daraus verschiedene kreative Aktionen, Bilder und Ideen gestaltet. Der Demozug war groß (Zahlen von 11.000-25.000 wurden genannt, ich schätze aufgrund von Strecke und Bildern auf 20.000), bunt und friedlich.

Als unser bunter Demozug los lief kamen wir nicht weit bis zu den ersten voll montierten Einsatzkräften, die eine Kamera auf dem Dach eines Hauses aufgestellt hatten. Hinter diesem Haus kamen direkt mehrere Hundertschaften aus Seitenstraßen hervor, die nun spalier liefen und nach Lücken in dem Demozug suchten. Wir liefen in Ketten, was aber nicht sonderlich viel half, denn wir wurden brutal in eingekesselt.

Auch ich bekam Schläge auf den Rücken ab und wurde offensichtlich auch getreten. Die Polizisten versuchten in der Nähe von mir einen jungen Mann mit einem Schmerzgriff am Genick aus dem Kessel zu ziehen. Dies hatte für mich keine Begründung, da ich ihn vorher schon die ganze Zeit über gesehen hatte und er gar nichts gemacht hatte.
Kurze Zeit nachdem der Kessel zugezogen wurde, flog das erste Konfetti durch die Luft…..die Stimmung im Kessel war gut, wir tanzten und hofften, dass der Spuk bald vorbei sein würde. Der Lauti in der Mitte des Kessels forderte die Einsatzkräfte immer wieder auf uns weiter laufen zu lassen, aber ihre Antwort war, dass wir einzeln aus dem Kessel kommen sollten, hinter das Haus geführt werden sollten und dort unsere Personalien feststellen lassen sollten. Man stelle sich das jetzt mal bildlich vor: Es kamen vermummte, bewaffnete, schlagende und Pfeffersprey sprühende Einsatzkräfte auf unseren friedlichen Demonstrationszug zugerannt, prügelten auf Menschen ein und hinterließen Verletzte und genau mit diesen Bullen sollten wir jetzt einzeln mitgehen, uns irgendwo hin führen lassen und unsere Personalien feststellen lassen? Das ist so unrealistisch wie ein pinknes Einhorn, dass wir uns darauf einfach so einlassen würden. Mit diesem Einsatz wurde uns nicht nur unser Demonstrationsrecht abgesprochen, sondern auch das Recht auf Unversehrtheit jedes Menschen missachtet.
Ich habe eine Unterhaltung zwischen einer Frau und der Polizei mitbekommen, bei der die Frau gefragt hat, was denn der Grund für das alles sei und wie lange das wohl dauern würde. Da dieser Bulle wohl keine Aussage machen darf (eigene Meinung darf er ja auch net haben) verwies er sie an den „Polizeiführer“. Dieser antwortete dann etwas verwirrt, dass der Grund Feuerwerkskörper seien und die Dauer von uns abhängen würde. Wir erinnern uns mal an die Aussagen danach, der Grund sei die Verletzung eines Polizisten mit einem Schraubenzieher, wo die Meldung erst war, er sei im Bauchraum verletzt und später hieß es die Wade. Komisch, dass die Polizeiführer davon nichts wussten und die Frage ist auch wie ein Schraubenzieher durch die Prodektoren so eines Schutzanzuges kommen sollte.
Die Solidarität aus dem Theaterhaus, die sich schnell dazu entschlossen uns Wasser runter zu lassen an Seilen in Eimern und uns mit Essen versorgten, war überwältigend. Im Kessel wurde alles geteilt. Wir nahmen von allem, was an uns vorbei kam, nur soviel wie nötig und gaben den Rest weiter und verteilten unsere eigene Verpflegung. Jeder hatte somit genug, aber die Bullen hätten uns verdursten lassen und ließen es auch zu, dass wir uns unsere eigene Pinkelmöglichkeit bauen mussten.
Auf der Seite wo ich nun stand, war es ein auf und nieder. Wir wussten nicht, können wir uns jetzt entspannen oder würde der schwarze Kessel (damit meine ich die Polizeiketten, denn diese waren deutlichst dunkler wie die Insassen des Kessels) gleich wieder in uns rein rennen und weitere Menschen verletzen. Dies hielt sich für mehrere Stunden an, da es immer wieder aussah, als würden sich die Polizeiketten fertig machen zum Angriff, sich dann aber wieder zurückhielten.

Nach 9 Stunden Kessel wurden wir raus gezogen, unsere Personalien wurden festgestellt, unsere Sachen und wir wurden durchsucht und abgefilmt, danach bekamen wir einen Platzverweis für die komplette Innenstadt und das Grauen hatte für uns erst mal ein Ende.

Dieser Einsatz war definitiv vorher schon geplant. Keine Ahnung warum, vielleicht weil sie am Vortag nicht ausreichend zu tun hatten und nicht genug Menschen verschlagen konnten, weil intelligent war das nicht. Wenn Bullen auf friedliche Demonstranten einschlagen, dann steigert das zumindest nicht ihr Ansehen, sondern fordert nur mehr Missgunst. Außerdem habe ich das Gefühl, der Kessel hat uns mehr zusammen geschweißt. Die Gewalt, die die Bullen an den Tag gelegt haben, hat nicht nur mich geschockt.
Das wird noch Folgen haben! Die Verantwortlichen müssen dafür gerade stehen.

Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht – Bertolt Brecht

Weitere Infos, Videos,…..zu Blockupy: https://blockupy-frankfurt.org/

Video: “ Der Blockupy-Kessel: „Neuer Maßstab ist der 1. Juni“
http://vimeo.com/m/67768943

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