Diskriminierung eines Pfandsammlers

Auf einer Streetparade spielte sich unbemerkt von den meisten Teilnehmern eine bizarre Situation ab, die ich hier für sehr erwähnenswert erachte. Sie macht gesellschaftliche Meinung, Haltungen von Securitys und Polizeiwillkür deutlich.

Ich und eine weitere Person wollten in einem Gebäude die öffentlichen Toiletten besuchen. In diesem Gebäude gibt es einen Rewe. Als wir gerade dabei waren das Gebäude zu betreten, beobachteten wir wie der Security (der uns schon wegen einiger anderer Übergriffe bekannt ist) gerade dabei war einen  Flaschensammler vor die Tür zu setzen und ihn dabei grob anfasste. Wir beobachteten diese Situation und gingen dabei in das Gebäude, aber nicht ohne deutlich zu machen, dass wir dieses Vorgehen nicht billigen. Als wir uns nochmal nach hinten umsahen,

bemerkten wir wie der Flaschensammler seine Videokamara raus holte und sie aufklappte. In diesem Moment sprang der Security wieder vor die Tür, packte den Flaschensammler, hielt ihn fest und nahm ihn in eine Art Schwitzkasten und entriss ihm die Videokamara. Wir gingen wieder raus und liefen dabei an dem Security vorbei, der beim weg gehen den Geschädigten unter anderem als „Arschloch“ beschimpfte. Die anderen Passanten, die das beobachteten, unternahmen nichts und schienen das Verhalten des Securitys noch als gerechtfertigt anzusehen. Da mir beim auf das Gebäude zugehen ein Polizeiwagen neben dem Gebäude auffiel, gingen wir gemeinsam direkt dorthin und teilten dem Polizisten diese Situation mit. Der Flaschensammler gab an, dass er nur in den Rewe wollte, um dort seine auf der Parade gesammelten  Flaschen abzugeben und sich dort etwas von dem erworbenen Geld zu kaufen. Ein Jugendlicher brachte dem Geschädigten das Display der Videokamara, da dieses bei dem Übergriff des Securitys kaputt ging. Ein deutliches Anzeichen dafür, dass der Übergriff gewaltsam war.
Er ging mit uns auf die Suche des (aufgepumpten) Securitys. Uns kam der Hausverwalter entgegen und dieser führte uns zu einem kleinen Büro. Der Geschädigte forderte die Kamara zurück, da es sein Eigentum ist, welches ihm geraubt wurde, wie er es selber sagte. In Anwesenheit des Polizisten äußerte der Security, dass er den „betrunkenen Penner“ vor die Tür gesetzt habe und dieser vorher schon Hausverbot gehabt habe. Der Mann machte auf niemanden von uns einen betrunkenen Eindruck; er konnte sich einwandfrei artikulieren, hatte keinen schwankenden Gang und auch keine Fahne. Desweiteren sagte er selber, dass er vorher noch kein Hausverbot ausgesprochen bekommen habe. Als der Mann die Kamara zurück forderte, sagte der Security, dass es verboten sei Filmaufnahmen zu machen, da dies das Persönlichkeitsrecht einschrenken würde. Was man davon halten soll sei mal dahingestellt, aber es gab keine andere Möglichkeit für den Geschädigten den Angreifer zu identifizieren, da er in seiner Rage bestimmt auch nicht freiwillig seinen Namen genannt hätte. Filmaufnahmen rechtfertigen aber auch nicht einen Angriff dieser Art. Hätte der Security sich nichts vorzuwerfen, dann hätte er auch keinen Grund gehabt den mann so anzugreifen. Es folgten weitere Beleidigungen von Seiten des Securitys im Büro und er verwies den Flaschensammler des Büros.
Ich war sehr überrascht, als der Polizist sich definitiv auf unsere Seite stellte, uns recht gab und seine eigene Abneigung gegen Securitys äußerte. Ich muss überraschenderweise sagen (und das passiert wirklich sehr selten), aber dieser Polizist war mir (fast) sympathisch. Leider musste dieser einen Kollegen einer anderen Polizeistation herbeirufen, der alles andere als sympathisch war.
Wir gingen wieder gemeinsam zum Büro (mitlerweile mit Unterstützung von Freunden, die ebenfalls auf der Parade waren, von dem Vorfall aber nichts direkt mitbekommen haben; sie sollten als Zeugen für das weitere Geschähen dienen). Dort pöpelte der Security weiter, beleidigte den Mann und uns. Der herbeigerufene Polizist gab den Pfandsammler seine Kamara zurück und meinte die Sache sei damit jetzt getan. Als wir fragten, wie denn jetzt eine Anzeige stattfinden sollte ohne Personalienfeststellung und Berichte, bekamen wir die Antwort, dass er dafür ja nicht zuständig sei, wir auf eine Polizeiwache gehen sollten und den Security schon ausfindig machen könnten. Wir versuchten dem Polizisten zu erklären, dass wir Zeugen des Übergriffs waren und der Security sehr gewalttätig vorgegangen sei, aber das interessierte ihn nicht. Der erste Polizist führte ein kurzes Gespräch mit ihm, aber auch das brachte ihn nicht zu einer Personalienfeststellung. Der erste Polizist (der sympathischere) nahm dann schließlich,  mit einigen Protesten des anderen Bullen, die Personalien auf, um dem Flaschensammler die Anzeige wegen Raub und Körperverletzung zu erleichtern.
Der Hausverwalter erwähnte auch, dass sie mit dem Security eine Woche zuvor eine Gerichtsverhandlung wegen einem ähnlichen Fall hatten, woraufhin ich dann fragen musste, warum sie ihn dann immer noch beschäftigen und schützen. Darauf bekam ich selbstverständlich keine Antwort. Es war auch nicht das erste Mal, dass wir schlechte Erfahrungen mit dem Security gemacht haben, er hat schon mehrfach ungerechtfertigt und unverhältnismäßig gehandelt.

Dieses Beispiel zeigt auf erschreckende Weise wie die Haltung der Gesellschaft zu Pfandflaschensammlern und somit auch armen Menschen ist; welche Allmacht Securitys anscheinend nicht nur meinen zu haben, sondern von Polizeiseite auch gerechtfertigt bekommen und wie willkürlich Polizisten im normalen Dienst handeln. Es ist unfassbar, dass ein Raub mit Körperverletzung (wenn auch nur leichter) nicht direkt verfolgt wird, weil es ein Security eines Einkaufszentrums war. Armes Deutschland.
Der Geschädigte möchte Anzeige erstatten. Sobald ich mehr dazu weiß und es Neuigkeiten gibt, werde ich davon berichten.

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